
Altbau Kernsanierung: Ablauf, Kosten & Dauer
Ein Altbau hat unverkennbaren Charme und erzählt ein Stück Geschichte. Doch wenn veraltete Heizsysteme, eine unzureichende Dämmung oder alte Elektroleitungen den Bewohnern hohe Energiekosten aufbürden und den Wohnkomfort beeinträchtigen, stößt der Altbau an seine Grenzen. Hier kommt die Kernsanierung ins Spiel: Durch eine umfassende Erneuerung können Sie Ihr historisches Gebäude technisch und energetisch auf den neuesten Stand bringen. Von Dach über Fenster bis zu Leitungen und Heizung wird das Haus quasi „entkernt“ und in allen relevanten Bereichen modernisiert. Dies führt zu deutlich geringerem Energieverbrauch, höherem Wohnkomfort und einer nachhaltigen Wertsteigerung der Immobilie.
Natürlich ist eine Kernsanierung im Altbau ein großes Vorhaben, das gut geplant und finanziert sein will. Doch es lohnt sich: Neben einem zukunftsfähigen Zuhause profitieren Sie von staatlichen Förderungen und sparen langfristig Kosten.
Was ist eine Kernsanierung?
Eine Kernsanierung (auch Komplettsanierung genannt) ist die vollständige Sanierung eines Altbaus bis auf die tragenden Strukturen. Dabei wird das Gebäude quasi „entkernt“: Alle nicht-tragenden Bauteile werden entfernt oder erneuert. Dach und Dachstuhl, Fassade, Fenster und Türen sowie alle Leitungen für Strom und Wasser, die Sanitärinstallation und das Heizsystem werden modernisiert oder komplett ausgetauscht. Oft nutzt man die Kernsanierung auch, um Grundrissänderungen vorzunehmen oder ungenutzte Bereiche (zum Beispiel das Dachgeschoss) auszubauen, da das Haus ohnehin weitgehend freigelegt ist.
Durch diese umfassenden Maßnahmen sinkt der Energieverbrauch des Hauses drastisch, während Wohnkomfort und Energieeffizienz auf ein modernes Niveau gehoben werden. Die Immobilie erfüllt nach der Kernsanierung aktuelle Baustandards und Gesetzesvorgaben, und ihr Wert wird nachhaltig gesichert oder sogar deutlich gesteigert.
Kosten einer Kernsanierung
Die Kosten einer Kernsanierung sind erheblich und sollten nicht unterschätzt werden. Als grober Richtwert können Sie mit ca. 400 bis 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche rechnen. Für ein Einfamilienhaus mit 120 m² entspricht das etwa 48.000 bis 120.000 Euro Gesamtkosten. Bei hochwertiger Ausstattung oder umfangreichen energetischen Maßnahmen können die Kosten auch darüber hinausgehen, in Einzelfällen bis zu 1.500 Euro/m². Wie hoch der Preis im konkreten Fall ausfällt, hängt jedoch von vielen Faktoren ab:
- Bausubstanz und Alter: Ist der Altbau sehr alt oder stark beschädigt, steigen meist die Sanierungskosten (z.B. durch notwendige Ersatzmaßnahmen oder Schadstoffentsorgung).
- Umfang der Maßnahmen: Werden nur das Nötigste oder auch zusätzliche Verbesserungen (wie Anbau, Grundrissänderungen) durchgeführt? Je mehr gemacht wird, desto teurer wird das Projekt.
- Größe der Immobilie: Mehr Wohnfläche bedeutet höhere Gesamtkosten, auch wenn die Kosten pro m² bei größeren Projekten leicht sinken können (Skaleneffekte).
- Ausstattungsstandard: Hochwertige Materialien und moderne Technik (z.B. Smart Home, luxuriöse Bäder) lassen die Kosten steigen. Einfachere Ausführung ist günstiger.
- Regionale Unterschiede: Lohnkosten und Baupreise variieren regional. In Ballungsräumen ist Bauen oft teurer als auf dem Land.
Je detaillierter im Vorfeld geplant wird, desto besser lassen sich die Kosten einschätzen. Angebote von Handwerkern und ein Gutachten helfen, die Kostenpunkte realistisch zu ermitteln. Wichtig: Planen Sie immer einen Puffer für Unvorhergesehenes ein, damit Sie finanzielle Überraschungen abfedern können.
Dauer einer Kernsanierung
Je nach Umfang des Projekts kann eine Kernsanierung zwischen etwa 3 Monaten und 1 Jahr dauern. Wie lange es im Einzelfall dauert, hängt maßgeblich von verschiedenen Faktoren ab – insbesondere von der Größe und Bauweise des Gebäudes, dem Umfang und der Komplexität der Arbeiten, der Anzahl der beteiligten Gewerke sowie der Verfügbarkeit von Handwerkern. Auch behördliche Genehmigungen (z.B. Bauantrag, Denkmalschutz) können mehrere Wochen oder Monate in Anspruch nehmen und den Start verzögern.
Durch sorgfältige Planung und Koordination der Gewerke lässt sich der Zeitrahmen optimieren. Dennoch sollte man immer einen Puffer für unerwartete Verzögerungen einplanen – gerade bei Altbauten sind Überraschungen hinter Wänden oder in der Bausubstanz nicht ungewöhnlich. Eine realistische Zeitplanung ermöglicht es, das Projekt effizient durchzuführen, ohne unter unnötigem Zeitdruck zu geraten.
Ablauf einer Kernsanierung
- Planung & Vorbereitung: Zunächst erfolgt die detaillierte Planung. Ein Architekt oder Gutachter bewertet den Gebäudezustand, und es wird ein Sanierungskonzept erstellt. In dieser Phase werden auch benötigte Genehmigungen (z.B. Bauantrag, Denkmalschutz) eingeholt und die Arbeiten mit Fachplanern abgestimmt.
- Entkernung (Abbruch): Als Nächstes werden alle nicht-tragenden Bauteile entfernt. Alte Tapeten, Bodenbeläge, Einbauten, Trennwände, Deckenverkleidungen und marode Teile werden rausgerissen, bis nur noch das Tragwerk übrig bleibt.
- Sanierung der Bausubstanz: Jetzt wird die tragende Struktur des Hauses überprüft und instand gesetzt. Beschädigte Mauern, Balken oder Decken werden verstärkt oder erneuert. Auch das Dachgebälk wird repariert oder neu aufgebaut, um die Statik zu sichern.
- Neue Leitungen: Im Anschluss kommen die Haustechnik-Gewerke zum Zuge. Elektroinstallationen, Wasser- und Abwasserleitungen sowie ggf. Heizungsrohre werden neu verlegt bzw. das Heizsystem (Kessel, Therme) modernisiert. Alles, was später in Wänden oder Böden verschwindet, wird in dieser Rohbauphase eingebaut.
- Fenster und Türen: Alte Fenster und Außentüren werden ausgetauscht. Neue, energieeffiziente Fenster erhöhen den Wärmeschutz erheblich. Sie werden fachgerecht eingesetzt und abgedichtet.
- Dämmung & Fassade: Nun erhält das Gebäude eine zeitgemäße Wärmedämmung. Dach und Außenwände (oder Innenwände bei Innendämmung) werden gedämmt, und die Fassade wird bei Bedarf erneuert oder ausgebessert.
- Innenausbau: Im Inneren beginnt der Ausbau: Wände werden neu verputzt oder mit Trockenbau verkleidet, und ein neuer Estrich wird aufgebracht, der als Untergrund für die Fußböden dient. Nach Trocknung folgen Maler- und Tapezierarbeiten, um Wände und Decken fertigzustellen.
- Böden verlegen: Als vorletzter Schritt werden die gewünschten Bodenbeläge (z.B. Parkett, Fliesen, Teppich) verlegt. Jetzt nimmt der Altbau innen wieder wohnliche Gestalt an.
- Abnahme & Abschluss: Abschließend werden alle Gewerke überprüft und das Ergebnis abgenommen. Mängel werden beseitigt, bis die Kernsanierung offiziell abgeschlossen ist. Im Idealfall können Sie nun in einen kernsanierten Altbau einziehen, der optisch wie qualitativ einem Neubau nahekommt.
Checkliste für die Kernsanierung
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Die folgende Checkliste hilft Eigentümern, an alle wichtigen Punkte vor Start der Kernsanierung zu denken:
- Gutachten einholen: Lassen Sie den Altbau von einem Baugutachter inspizieren. So erfahren Sie, welche Mängel vorliegen und welche Maßnahmen wirklich nötig sind.
- Realistisches Budget planen: Kalkulieren Sie sämtliche Kosten der Kernsanierung und berücksichtigen Sie einen finanziellen Puffer (etwa 10–20% zusätzlich) für Unvorhergesehenes.
- Detaillierten Zeitplan aufstellen: Planen Sie die Sanierungsschritte zeitlich durch. Legen Sie fest, wann welche Gewerke arbeiten, und halten Sie auch hier einen Zeitpuffer für Verzögerungen bereit.
- Architekt/Fachplaner hinzuziehen: Holen Sie sich professionelle Unterstützung für Planung und Bauleitung. Ein Architekt oder Sanierungsfachmann koordiniert die Maßnahmen und kennt sich mit Vorschriften aus.
- Genehmigungen klären: Prüfen Sie frühzeitig, ob für die geplanten Arbeiten behördliche Genehmigungen erforderlich sind (z.B. Bauamt, Denkmalschutzbehörde), und beantragen Sie diese rechtzeitig.
Finanzierung & Förderung
Eine Kernsanierung erfordert meist einen hohen Kapitalbedarf. Neben Eigenkapital stehen Immobilieneigentümern verschiedene Finanzierungswege offen:
Modernisierungskredit: Viele Banken bieten spezielle Sanierungsdarlehen an, die zweckgebunden für Modernisierungen genutzt werden können. Die Zinsen liegen oft unter denen normaler Ratenkredite. Alternativ kann – je nach Summe – auch eine Aufstockung der Hypothek (Baufinanzierung) oder ein vorhandener Bausparvertrag genutzt werden.
Staatliche Fördermittel: Nutzen Sie die umfangreichen Förderprogramme für energieeffiziente Sanierungen. Allen voran vergibt die KfW-Bank im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zinsgünstige Kredite mit Tilgungszuschuss – zum Beispiel über das Programm BEG-Wohngebäude, das je Wohneinheit bis zu 150.000 € Kredit und Zuschüsse von bis zu 37.500 € ermöglicht (abhängig vom KfW-Effizienzhaus-Standard). Ergänzend dazu bietet das BAFA über BEG-Einzelmaßnahmen direkte Zuschüsse für einzelne Sanierungsmaßnahmen – etwa für den Heizungstausch oder die Dämmung. Je nach Maßnahme sind Zuschüsse von 20% oder mehr der Kosten möglich. Auch Bundesländer und Kommunen haben mitunter eigene Förderprogramme.
Wichtig: Informieren Sie sich frühzeitig über Fördermittel und beantragen Sie diese immer vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen. So stellen Sie sicher, dass Ihnen keine Zuschüsse entgehen.
Kernsanierung bei denkmalgeschützten Gebäuden
Bei historischen oder denkmalgeschützten Altbauten genießt der Erhalt der Bausubstanz oberste Priorität. Hier einige Punkte, die speziell zu beachten sind:
- Genehmigungen einholen: Für alle wesentlichen Änderungen an einem denkmalgeschützten Haus ist eine Genehmigung der Denkmalschutzbehörde erforderlich. Klären Sie frühzeitig, was erlaubt ist, und holen Sie alle notwendigen Erlaubnisse ein, bevor Sie starten.
- Historischen Charakter bewahren: Ziel ist es, den architektonischen Charakter und Charme des Gebäudes zu erhalten. Das bedeutet, dass Sie oft traditionelle Materialien und Techniken verwenden müssen (z.B. Holzsprossenfenster, Kalkputz), die dem Originalzustand entsprechen. Moderne Verbesserungen müssen behutsam integriert werden, ohne das Erscheinungsbild zu verfälschen.
- Experten hinzuziehen: Arbeiten Sie mit spezialisierten Architekten, Restauratoren und Denkmalpflegern zusammen. Diese Experten wissen, wie man historische Bausubstanz fachgerecht saniert, und können dabei helfen, Auflagen der Behörden einzuhalten.
- Höherer Aufwand einplanen: Rechnen Sie mit mehr Zeit und Kosten als bei einer normalen Kernsanierung. Die Abstimmung mit Behörden, der Einsatz spezieller Materialien und die aufwändige Detailarbeit können das Projekt verlängern. Dafür winken jedoch oft steuerliche Vorteile oder zusätzliche Fördermittel für denkmalgerechte Sanierungen.
Unterschied Sanierung vs. Kernsanierung
Nicht jede Sanierung ist gleich eine Kernsanierung. Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede dar:
Kriterium | Sanierung (teilweise) | Kernsanierung (komplett) |
Umfang | Nur einzelne Bereiche oder Bauteile werden saniert. | Umfasst das gesamte Gebäude bis auf die Grundstruktur (vollständige Sanierung). |
Anlass | Sinnvoll, wenn nur bestimmte Teile veraltet oder beschädigt sind (z.B. Dach, Heizung). | Sinnvoll bei umfassenden Mängeln: Das ganze Gebäude ist in die Jahre gekommen oder weist schwere Schäden auf. |
Aufwand | Geringerer organisatorischer Aufwand; oft können Bewohner während der Arbeiten teilweise im Haus bleiben. Wenige Gewerke notwendig. | Sehr hoher Aufwand: viele Gewerke und komplexe Koordination; Bewohner müssen für die Bauzeit meist ausziehen. |
Kosten | Entsprechend niedriger, da weniger Bereiche betroffen und weniger zu erneuern ist. | Deutlich höher (mehrere hundert Euro pro m²); durch Komplettsanierung aller Gewerke entstehen hohe Gesamtkosten. |
Wann ist eine Kernsanierung sinnvoll?
Eine Kernsanierung lohnt sich vor allem, wenn eine Immobilie ohne grundlegende Erneuerung nicht zukunftsfähig ist. Typische Situationen, in denen eine Kernsanierung sinnvoll sein kann:
- Schwere Bausubstanz-Mängel: Das Gebäude weist gravierende Schäden auf – etwa feuchte Wände, Risse im Mauerwerk, marode Dachbalken oder Schimmelbefall – die eine umfangreiche Sanierung erfordern.
- Veraltete Haustechnik: Wichtige Systeme sind stark veraltet oder unsicher. Beispielsweise stammt die Elektrik aus vergangenen Jahrzehnten (Brandgefahr), Wasserleitungen sind rostig, oder das Heizsystem ist ineffizient und kurz vor dem Ausfall.
- Hoher Energieverbrauch: Das Haus hat kaum Wärmedämmung, alte Einfachverglasung und hohe Heizkosten. Hier kann eine Kernsanierung helfen, den Standard auf ein energiesparendes Niveau zu heben und die gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu erfüllen.
- Geplanter Umbau: Sie möchten das Haus umfassend modernisieren, den Grundriss verändern oder den Wohnkomfort deutlich steigern. Wenn ohnehin mehrere große Umbauten anstehen, ist es effizient, sie gebündelt als Kernsanierung umzusetzen.
Nicht in jedem Fall ist der große Wurf einer Kernsanierung die beste Lösung. Sind nur Teilbereiche sanierungsbedürftig, kann eine gezielte Teilsanierung kostengünstiger sein. Und ist ein Haus so marode, dass die Kernsanierung den Neubau-Kosten nahekommt, lohnt es sich abzuwägen, ob ein Abriss und Neubau wirtschaftlich sinnvoller wäre.
Altbau Kernsanierung – Häufige Fragen (FAQ)
Die Kosten für eine Kernsanierung von 100 Quadratmetern liegen typischerweise zwischen 400 und 1.000 Euro pro Quadratmeter, je nach Zustand des Gebäudes, Umfang der Maßnahmen, Ausstattungsstandard und regionalen Baukosten. Das ergibt Gesamtkosten von etwa 40.000 bis 100.000 Euro. In Einzelfällen – etwa bei hochwertigen Materialien oder umfangreichen energetischen Sanierungen – können die Kosten auch auf bis zu 1.500 Euro pro Quadratmeter steigen. Enthalten sind in der Regel Rückbauarbeiten, neue Leitungen, Dämmung, Fenster, Heizung sowie der komplette Innenausbau. Ein Puffer von 10–20 % sollte für unvorhergesehene Kosten stets eingeplant werden.
Eine Kernsanierung umfasst weit mehr als eine normale Renovierung. Sie beinhaltet den kompletten Rückbau bis auf die tragende Bausubstanz, also das Entfernen von Böden, Decken, nicht tragenden Wänden, sowie der Elektro- und Sanitärinstallationen. Danach folgen neue Leitungen für Strom, Wasser und Heizung, neue Fenster, Wärmedämmung, Dacharbeiten, ggf. energetische Maßnahmen und ein vollständiger Innenausbau. Ziel ist es, das Gebäude technisch und energetisch auf den neuesten Stand zu bringen, vergleichbar mit einem Neubau. Die äußere Hülle bleibt oft erhalten, innen ist alles neu.
Eine Sanierung zielt darauf ab, Mängel zu beheben oder den Zustand zu verbessern – zum Beispiel durch neue Fenster, eine bessere Dämmung oder den Austausch der Heizung. Eine Kernsanierung hingegen ist deutlich umfassender: Sie betrifft die komplette Gebäudestruktur bis auf das tragende Gerüst.